Ein Hoch auf Harry Rowohlt!

Harry Rowohlt, Leipzig, 1996  / Foto: CVB
Harry Rowohlt bei der Arbeit - hier 1996 in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung

 

Lieber Harry Rowohlt,

 

wenn ich von der Arbeit erschöpft bin, sitze ich gern in dem bequemen Sessel (der, in dem angeblich schon die Oma gestorben ist), greife ins Regal dahinter und hole immer wieder Deine "nicht weggeschmissenen Briefe" ("Der Kampf geht weiter!", erschienen bei Kein & Aber) hervor - ein Buch, das schon mal einen Abend retten kann. Und vor einigen Wochen fand ich hier auch Deine Geburtstagseinladung von 1990:

"Es gibt Guinness und Paddy und einen bis zwei Piccolo für die Damen und reichlich zu essen, und die im In- wie im Umland bekannte Kapelle Twelve-Bar-Seven wird zum Tanz aufspielen. 'Nur das Hausrecht', gibt Gerd, der Wirt zu bedenken, 'das behält natürlich der Wirt.' Ist also nichts mit Randale und so, daß wir da klarsehen". Lieber Harry, nun hast Du schon wieder Geburtstag: 70 Jahre, eigentlich kann man es kaum glauben. Vielleicht magst Du, wie ich auch, keine eigenen Geburtstage, aber ich nehme das jetzt mal zum Anlaß, Dir eine Bonbonniere voller Liebesbekundungen zu schicken. Wir denken oft an die schönen Abende mit Dir, als Du vor Jahren mehrfach den Specks Hof auf den Kopf stelltest. Zu einer Lesung kamen knapp 500 Leute und mit 5 Stunden Lesezeit (nun ja, die Uhr wurde in Nacht auch noch umgestellt) kamen wir fast ins Guinness-Buch der Rekorde. Apropos, getrunken haben wir damals auch noch, nur gute Sachen natürlich! Und selbst der Mann, der mal später behauptete, er wäre zu Deiner ersten Lesung bei uns gekommen, und dann, nach dem Genuß eines "Tabaks", welches ein Fremder ihm anbot, erst zu Hause wieder aufgewacht, hat später nur in schönsten Farben von diesem Abend berichtet. Wir verdanken Dir viele großartige Leseerlebnisse: Flann O´Brian, Deinen unvergleichlichen Pu-der-Bär, Philip Ardagh, Frank McCourt, Shel Silverstein, Kurt Vonnegut. Letzteren brachtest Du sogar nach "Fuck Leipzig!", wie er in einem Brief liebevoll an Dich schrieb. Wir erinnern uns! Gern sind wir weiter Deine Durchgangsstation zum Sockenwechseln und dergleichen. Und sollte es mal schlecht laufen: Du kannst bei uns immer untertauchen und wirst auch noch verpflegt. Mußt auch nichts tun dafür, obwohl, vielleicht am Abend nur ein paar Zeilen vorlesen?....

 

Lieber Harry, nun etwas wellig an den Rändern: wir wünschen Dir und somit auch uns weiterhin wundervolle Zeiten und künftig etwas mehr Gesundheit. Und am Abend heben wir ein Glas auf Dich!

 

Herzlichst

Peter Hinke und Deine Connewitzer

 

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