Zur erstmaligen Verleihung des Deutschen  Buchhandlungspreises

An diesem Donnerstag wird in Frankfurt am Main von Kulturstaatsministerin Monika Grütters erstmals der Deutsche Buchhandlungspreis verliehen. Ausgezeichnet werden Buchhandlungen, allesamt

kleinere Häuser, die in irgendeiner Form für die Vielfalt in der Buchhandlungslandschaft stehen. Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung, die in Leipzig im Specks Hof und mit dem Wörtersee im Peterssteinweg vertreten ist, gehört zu den nominierten Buchhandlungen.

 

Der Deutsche Buchhandlungspreis - Warum dieser Preis uns wichtig ist

 

Es gibt Autorenpreise, Preise für Übersetzer, Gestalter und für Verlage. Nun also ein staatstragender Preis für Buchhandlungen, besser gesagt Preise (denn es sind mehrere) für kleine, meist inhabergeführte Buchhandlungen, zu deren Philosophie direkt oder indirekt eine Literaturförderung gehört. Es sind Buchhandlungen, die u.a. auch auf die kleinen, unabhängigen Verlagshäuser schauen und deren Schätze heben, die deren vielleicht noch unbekannten Autoren eine Bühne geben können, die kreativ Wege suchen, wie man dem Monopol der großen Internetanbieter und den Bestseller-Buchpalettenvertreibern etwas  entgegenstellen kann. Und nicht zu vergessen - auch nicht von den Verlagen - ist die Pflege der sogenannten Backlist, damit auch langfristig wichtige Titel vorhanden sein können und ihr nachwachsendes Publikum erreichen. 

Die Arbeit dieser Buchhandlungen ist meist leise und häufig ist sie beschwerlich. Ihre Kunst besteht darin, jahrelang unbeirrbar ihren Weg zu gehen, und auch in den Zeiten zu trotzen, in denen wieder einmal das Ende des Buches prophezeit wird. Die Buchhändler und Buchhändlerinnen - so unterschiedlich sie sein mögen - müssen dickköpfig und zäh sein, gleichzeitig ein poetisches Herz haben, Ideen und Bücher im Kopf. Sie sind Entdecker und Brückenbauer, sie haben keine Zeit, sich einen Kopf darüber zu machen, ob ihr Tun irgendwann "lukrativ" im geldwerten Sinne ist. Sie müssen oft alles sein: Einkäufer, Packer, Controller, Buchhalter, Kassierer, Auslieferer - und dann auch noch Verführer in Sachen Buch. Sie müssen an sich glauben. Manchmal sehen sie in einem Debütanten früh schon den kommenden großen Autor und sie sorgen dafür, das junge Verlage ihre Fenster in die Welt bekommen, daß sie gesehen werden. Buchhandlungen dieses Zuschnitts erfüllen eine kulturpolitische Aufgabe, denn sie geben den Kunden Bücher in die Hand ohne eine Top10-Liste im Kopf zu haben. Sie beraten, d.h. sie raten zu und, wenn sie gut sind, raten sie auch einmal ab.

Sie leisten etwas, was Großbuchhändlern der meisten Flächen- und Kettenläden und auch den Versendern nicht gelingen kann, sie verknüpfen über Persönlichkeit, Erfahrung und Wissen Traditionen mit Gegenwart und Zukunft. Für Buchhandlungen dieser Art geht es um Inhalte, sie wollen Inseln sein in diesen schnellebigen Zeiten und ich bin sicher, daß dieser Weg auch zukünftig möglich ist. Es ist wichtig, die Nischen zu pflegen und auch immer wieder unter den Verlagen und den Lesern neue Verbündete zu finden, um dann der literarische Pralinenladen sein zu können neben den großen, selbsternannten Alleskönnern, die aber eben doch ihre Grenzen haben.
Die Arbeit mit und ums Buch ist eine tägliche Herausforderung, man muß sich immer wieder neu erfinden und sich gleichzeitig treu bleiben, mit Phantasie und die Lust an der Sache. Und wenn man eine spannende Neuentdeckung in der Hand hält und Menschen mit der Begeisterung anstecken kann, dann gibt es wohl nichts Schöneres.
Es ist großartig, wenn dieses Engagement nun mit einem Preis geehrt wird. Dieser Buchhandlungspreis wird Ansporn sein und er wird vielleicht auch dazu führen, daß künftig der eine oder andere mehr in seiner Stadt, an seinem Ort, in seinem  Viertel Ausschau hält nach einem dieser nunmehr ausgezeichneten Orte der Kultur.  Darauf stossen wir an! // Peter Hinke

 

Links: Die nominierten Buchhandlungen. // Der Deutsche Buchhandlungspreis.

 

 

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