Lene Voigt, ca. 1910
Lene Voigt, ca. 1910

Lene Voigt wurde am 2. Mai 1891 als Helene Alma Wagner in Leipzig geboren. Die Tochter einer Haushälterin und eines Schriftsetzers ließ sich zur Kindergärtnerin ausbilden, begann aber 1910 eine Tätigkeit als Verlagskontoristin im B.G. Teubner Verlag Leipzig und arbeitete Anfang der 1920er Jahre auch einige Zeit im berühmten Insel Verlag. 1914 heiratete sie den Orchestermusiker Otto Voigt. Schon seit frühester Jugend war sie dichterisch tätig, seit 1923 konnte sie von ihren Gedichten und Humoresken in sächsischer Mundart leben. Sie arbeitete als freie Schriftstellerin und publizierte in vornehmlich linken oder linksliberalen Zeitungen und Zeitschriften. Mitte der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre stand Lene Voigt auf dem Höhepunkt ihres literarischen Ruhmes. Ab 1925 erschienen in schneller Folge ihre ersten Bücher, u. a. "Säk'schen Balladen" und "Säk'sche Glassigger". Ihr privates Leben war von herben Schicksalsschlägen gezeichnet. Ihre Ehe mit dem einarmig aus dem Krieg heimgekehrten Otto Voigt scheiterte 1920, vier Jahre später starb ihr fünfjähriger Sohn Alfred an einer Hirnhautentzündung. 1926 lernte Lene Voigt den stellungslosen Opernsänger Karl Geil kennen, ihr treuer Begleiter starb jedoch nur drei Jahre später in einem Dresdner Krankenhaus.
Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden mehr und mehr sächsische Mundartveröffentlichungen diffamiert, allem voran die von den Nazis als „Bliemchenliteratur“ verachteten Texte Lene Voigts. Im Dezember 1936 verbot das "Reichspropagandaministerium" ihre Bücher. Lene Voigts Verlag mußte sich beugen und die Bücher seiner Autorin einstampfen, so daß Lene Voigt, die seit 1929 in Bremen lebte, und noch nie eine Großverdienerin gewesen war, nun keinerlei Einnahmen mehr hatte.
In diese Jahre datiert ihr erster Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Bei der Dichterin war 1936 Verfolgungswahn diagnostiziert worden. Nach der Entlassung siedelte sich die beinahe mittellose Autorin zunächst in Lübeck an, später zog sie nach Flensburg, Hamburg, München und Berlin, ehe sie 1940 wieder in ihre Heimatstadt Leipzig zurückkehrte, ein winziges möbliertes Zimmer bezog und wieder als Büroangestellte für verschiedene Verlage arbeitete.
Nach 1945 konnte Lene Voigt keine neuen Texte mehr veröffentlichen. Während im Westen Deutschlands einige ihrer Bücher nachgedruckt wurden, hatten ausnahmslos alle in Frage kommenden DDR-Verlage mit abenteuerlichen Begründungen abgelehnt, sich der sächsischen Dichterin anzunehmen. Sie lebten in der Annahme, dass Voigtsche Mundart-Texte in Zusammenhang mit dem Sächsisch eines gewissen Walter Ulbricht standen. Derweil aber gingen ihre Mundartdichtungen als namenloses Lied durchs Land.
Die Dichterin, an Schizophrenie erkrankt, wurde 1946 ins Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen eingewiesen. Auch nach ihrer Heilung wohnte sie weiterhin im Krankenhaus – sie fühlte sich dort gut aufgehoben und mußte sich um die Dinge des Alltags nicht mehr selbst kümmern. Von der Klinikleitung wurde sie als Buchhalterin und Botin beschäftigt. In ihrer freien Zeit dichtete Lene Voigt unverdrossen, schrieb Gedichte in kleine Schulhefte, und verschenkte sie an Leute, die sie mochte. Am 16. Juni 1962 starb Lene Voigt mit 71 Jahren, ihr Grab befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof.
Nach ihrem Tod dauerte es 20 Jahre, ehe der Leipziger Verlag "Zentralhaus-Publikation" eine erste Auswahl ihres Schaffens herausgab. 1995 gründete sich in Leipzig die Lene-Voigt-Gesellschaft e.V., die sich um die Verbreitung des Werkes bemüht und u.a. die Lene-Voigt-Werkausgabe herausgibt. Die Bücher von Lene Voigt erscheinen seit 1995 in erster Linie in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung. Lene Voigt ist heute populärer als je zuvor.

 

Kurzfassung:
Lene Voigt, geboren am 2. Mai 1891 in Leipzig, erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf der Kindergärtnerin, arbeitete später als Verlagskontoristin (u.a. im renommierten Insel Verlag Anton Kippenberg) und schrieb in den zwanziger und dreißiger Jahren für Zeitungen und Zeitschriften. Populär wurde sie mit ihren formvollendeten witzigen Parodien und Textsammlungen. Hochdeutsch erschienen die autobiographischen Bücher "Mally der Familienschreck" und "Vom Pleißestrand nach Helgoland". 1936 wurden all ihre Bücher verboten. Lene Voigt, die 1929 ihren Wohnsitz nach Bremen verlegt hatte, zog später nach Lübeck, Flensburg, Hamburg und München und kehrte 1940 in ihre Heimatstadt zurück. Veröffentlichen konnte sie nach 1945 nicht mehr, schrieb dennoch Neues. In ihren letzten Lebensjahren arbeitete sie in Leipzig-Dösen als Buchhalterin und Botin. Sie starb am 16.Juli 1962. In der Connewitzer Verlagsbuchhandlung wird sie u.a. mit einer sechsbändigen Werkausgabe geehrt.